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Diffuse Gefühle

8. April 2024

Diffuse Gefühle

Wie werden Einkommensunterschiede in Österreich bewertet?

Vortrag am 4.4.2024 im Gemeindesaal Ottensheim

Am vierten und letzten Abend der Veranstaltungsreihe „Zwischen ARM und REICH – Verteilungsfragen von lokal bis global“ präsentierte Dr.in Julia Hofmann, Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Referentin in der Abt. für Wirtschaftswissenschaft und Statistik der AK Wien, ihre Studie über die Bewertung von Einkommensunterschieden in  der österreichischen Bevölkerung.

Der Ausgangspunkt war: warum 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung für die Reduzierung von monetären Ungleichheiten sind, aber im politischen Prozess sich trotzdem keine Mehrheiten dafür finden?

Damit geht einher, dass trotz dieser Auffassung viele Menschen kritisch gegenüber Erbschafts- und Vermögenssteuern sind. Aber immerhin, gibt es bei Vermögenssteuern eine ca. 50%ige Zustimmung, bei Erbschaftssteuern schon weniger. Diese ambivalenten und widersprüchlichen Auffassungen untersuchte Julia Hofmann mit einem Kollegen in der Form von Focusgruppen, für die von einem Meinungsforschungsinstitut 50, für die österreichischen StaatsbürgerInnen repräsentative Leute, ausgesucht wurden.

Dabei wurde sichtbar, dass Menschen einem gewissen Maß an Ungleichheit zustimmen, die entlang von s.g. „Gerechtigkeitsprinzipien“ – das sind: Leistungsprinzip, Bedarfsprinzip, Gleichheitsprinzip und Statusprinzip – verläuft. Das Leistungsprinzip ist dabei das wichtigste Kriterium, gefolgt vom Bedarfsprinzip, zu dem sich die ÖsterreicherInnen mit 91% bzw. 82% bekennen. Das liegt über dem EU-Schnitt (80% und 76%). Das Gleichheitsprinzip ist mit 55% fast gleich hoch wie in der EU mit 54% Zustimmung. Allgemein diskreditiert ist das Statusprinzip, bei dem „höhergestellte“ Personen materielle Vorteile (Einkommen und Vermögen) aus einer privilegierten Position heraus erhalten. Aber auch dabei ist die Zustimmung hierzulande mit 19% höher als EU-weit mit 13%. Zu konstatieren ist, dass die Kritik an den Vermögens- und Einkommensungleichheiten einher geht mit einer unausgesprochenen Akzeptanz dieser Unterschiede. Und hier ist vor allem das Leistungsprinzip ein wichtiges Kriterium. In der breiten Bevölkerung herrscht die Auffassung, dass sich „harte Arbeit“ lohnen müsse – was immer darunter verstanden wird; wobei in den höheren Vermögens- und Einkommensschichten, dieses Prinzip so ausgelegt wird, dass persönliche Dispositionen, Fähigkeiten und auch „Gerissenheit“ eine Rechtfertigungsbasis liefern. Jedenfalls ist das Leistungsprinzip umkämpft, wie überhaupt die Auffassungsunterschiede in vielen Belangen – wie: was ist „Ungleichheit“,  welche Maßnahmen sind erforderlich, geeignet, hilfreich, wo soll angesetzt werden? Auch spricht die Studienautorin von „fluiden Einstellungen“, da die Probanden in einem Fragebogen anders geantwortet haben als später in der Diskussion. Dabei ist diese Diskussion immer ein Reden über die Anderen, da sich die meisten Menschen – egal ob arm oder reich – immer zur „Mitte“ rechnen.

Julia Hofmann verweist abschließend darauf, dass aus ihrer Studie auch eine tiefsitzende Eliten- und Staatsskepsis erkennbar ist; bei Vorschlägen wie dem höheren Mindestlohn oder der Vermögensbesteuerung wird kaum an Umsetzbarkeit geglaubt. Daraus resultiert ein umfassendes Ohnmachtsgefühl, das derzeit von DemagogInnen und Rechtspopulisten aufgegriffen und in eine „rückwärtsgewandte Revolte“ gegen „die da oben“ umgemünzt wird.

Dieser Vortrag, auch die vorher stattgefundenen, können auf DORF-TV bzw. auf Radio FRO angsehen und nachgehört werden.

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